Hast Du Dich schon mal gefragt, wie viel besser Deine Fotos wären, wenn Du eine bessere Kamera hättest? oder diese eine Linse, die Du Dir schon lange wünschst? In diesem Artikel räume ich mit dem abgedroschenen Spruch “Es kommt nicht auf die Ausrüstung an” auf.

Es ist schon klar, Fotos entstehen aus den unterschiedlichsten Gründen und in verschiedensten Situationen. Ein Selfie im Supermarkt hat nicht denselben Zweck wie ein Business-Portrait im Studio. Und damit sind auch die Ansprüche an die Qualität des Fotos unterschiedlich.

Ueberlegen wir mal: ein Selfie im Supermarkt soll den Moment wiedergeben, die Menschenmassen im Umfeld des Shooters, oder die eine Louis Vuitton-Tasche, der Inbegriff der Begierde der Selbstdarstellerin. Das Selfie lebt von seiner Aussagekraft, der vermittelten Story. Es rückt den Shooter ins Zentrum und lässt die Zuschauer teilhaben. Damit vermittelt es Emotionen, Mitgefühl, Sympathie, vielleicht auch Neid oder Lust. Spielt die Qualität des Bildes eine Rolle? Ja und nein! Denn ein technisch schlechtes Bild lenkt von der Story ab – ein gutes ist attraktiv und lässt den Betrachter verweilen – vielleicht genug lange, um die Story des Bildes zu begreifen. Andererseits spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Kamera 5 oder 40 Megapixel liefert, denn Instagram zeigt eh nur etwa 1.5 Megapixel an Bilddaten. Also: ein gutes Selfie lebt von der Aussage und ist OK, so lange die technische Bildqualität nicht stört.

Wie sieht’s bei Ferienfotos aus? Hier liegt die Sachlage anders. Ferienfotos sind Erinnerungshilfen. Sie werden bestenfalls in ein Album sortiert und bei Freunden und Familie herumgereicht. So aufbewahrt dienen sie Jahre oder Jahrzehnte später als freudige Erinnerung an eine gute Zeit. Der Zeithorizont ist deutlich länger als der von Selfies für Instagram. Der Ausdruck auf Fotopapier im Album oder sogar für ein Poster bedarf einer deutlich höheren Auflösung und die technischen Ansprüche ans Bild sind sehr viel höher. Ein schärferes Bild in perfekter Belichtung ist hier also durchaus von Vorteil.

Die Gretchenfrage ist allerdings: Brauchst Du eine bessere Ausrüstung? Und hier müssen wir nochmals vorne ansetzen: Ein schlechtes Bild (z.B. weil es langweilig ist, der Bildausschnitt nicht stimmt, das Subjekt nicht hervorhebt, schlecht belichtet oder unscharf ist) wird durch eine Profi-Kamera und eine Profi-Linse nicht plötzlich gut. “Garbage in – Garbage out” (Müll rein – Müll raus)! Im Gegenteil, die Unzulänglichkeiten werden eher noch verstärkt. Es ist brutal aber wirklich einfach: Wenn Du noch kein guter Fotograf bist, entstehen noch keine guten Bilder.

Gibst Du hingegen einem guten Fotografen eine billige Einsteigerkamera, wird er damit gute Bilder schiessen. Er wird die Kombination zwischen Blende, Verschlusszeit und ISO auf die Situation abstimmen, eine interessante Bildkomposition suchen, den geeigneten Winkel wählen, um das Subjekt vom Hintergrund abzuheben, mit Tiefenschärfe, Licht und Schatten spielen, mit dem Subjekt interagieren und damit die Voraussetzung für eine interessante Bild-Story schaffen.

Könnte diese Fotografie noch besser werden, wenn stattdessen Profi-Ausrüstung verwendet würde? Ja klar! Aber das ist erst relevant, wenn nicht der Fotograf sondern die Ausrüstung das schwächste Glied in der Kette ist.

Gehen wir nun also davon aus: Du bist ein guter Fotograf (Gratulation)! Wo hilft die Ausrüstung weiter, und warum macht es Sinn, teilweise sehr teures Equipment anzuschaffen? Die Fotografie ist ein Musterbeispiel der 80-20-Regel (wonach eine 80% perfekte Lösung mit 20% Aufwand erzielt werden kann, die restlichen 20% an Perfektion dann jedoch 80% des Aufwandes kosten).

Du stösst mit Deiner Fotografie an technische Grenzen. z.B. fehlen Dir Megapixel, um ein Plakat mit genügend Auflösung drucken zu können, oder die Linse ist für Aufnahmen in dunkler Umgebung zu wenig lichtstark, oder Du willst Portraits mit entfesseltem Blitz und weichem Licht aufnehmen, oder Du willst Portraits mit diesem butterweichen Bokeh-Effekt des Hintergrundes machen. Klar, Du brauchst einen technischen Upgrade. Mach den Research und finde heraus, was Du bezüglich Kamera in den nächsten 3 Jahren und bezüglich Linsen in den nächsten 10 Jahren benötigen wirst und geh einkaufen. Enjoy!

Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass professionelle Bilder, die professionellen Ansprüchen (90%+) gerecht werden sollen, nicht nur von guten Fotografen, sondern mit Vorteil eben auch mit professioneller Ausrüstung geschossen werden müssen.

In manchen Situationen lässt sich ein technologischer Upgrade auch über vereinfachende Zusatzfunktionen begründen. z.B. schiesst heute kaum noch jemand mit manuellem Fokus (ein paar Spezialfälle ausgenommen). Autofokus vereinfacht die Arbeit des Fotografen und lässt die Erfolgsquote (gute zu schlechte Bilder) deutlich ansteigen. Dasselbe gilt derzeit für den Technologiesprung in Sachen Augen-Fokus, den einige Kameras – unterstützt mit Artificial Intelligence – heute anbieten. Solche Funktionen sind für alle Fotografen (von Anfänger bis Profi) durchaus hilfreich und verbessern auch die Ergebnisse von Anfängern.

Wir machen jedoch oft die Erfahrung, dass Fotografen hoffen, mit besserer Ausrüstung sozusagen über Nacht zu besseren Shootern zu werden. Das trifft leider nicht zu. Die Qualität einer Fotografie ist die Kombination aus (in erster Linie – 80%) Know-How und Technologie (die letzten 20%). Wer seine Fotografie verbessern will, sollte demnach auch die Upgrades entsprechend priorisieren und gewichten.

Lehre einen Mann zu fischen und ernähre ihn ein Leben lang
… teach a man to fish…

Upgrade bedeutet Geld ausgeben – eine Investition leisten. Wer Geld für Ausrüstung ausgibt, investiert für ein paar Jahre. Wer Geld für sein Know-How ausgibt, investiert für den Rest seines Lebens. (“… teach a man to fish and you feed him for a lifetime.”)

Der Schluss: Lebenslange Investition zuständig für 80% eines guten Bildes oder Investition für ein paar Jahre für die restlichen 20% des guten Bildes? Jeder sollte sich überlegen, wo sein Aufwand den grössten Effekt erzielt. Jeder steht an einem andern Punkt auf dem Weg zu guten Fotografien. Wo stehst Du? Hinterlass einen Kommentar und Deine Meinung zum Thema oder kontaktiere uns direkt (info@dynamicfoto.ch oder 044 991 7077), um mit uns zusammen einen optimalen Plan für die weitere Entwicklung Deiner Fotografie zu entwerfen.